Adidas oder Nike? Wenn du dir die Gewinnerschuhe des Berlin-Marathons seit 2011 anschaust, scheint der Kampf um den besten Wettkampfschuh ausschließlich zwischen diesen beiden Marken ausgetragen zu werden. Aber etwas eint alle Modelle der jüngsten Zeit.
In diesem Artikel schauen wir uns einmal an, welcher Trend in puncto Leistungsoptimierung und Laufkomfort die letzten Jahre dominiert hat.
Ein Laufschuh ist ein Laufschuh ist ein Laufschuh?
Wenn du dich ein wenig mit dem Laufen auskennst, weißt du, dass die Laufschuhe für den Alltag bzw. die Trainingsschuhe und die Wettkampfschuhe wortwörtlich zwei verschiedene Paar Schuhe sein sollten.
Zunächst wirst du grundsätzlich zwischen einem Neutral- und Stabilitätsschuh auswählen müssen, je nachdem, ob deine Füße besonderen Support benötigen oder nicht. Für jede Fußstellung, Beinform und für jeden Laufstil lassen sich passende, bequeme Lauf- und Marathonschuhe finden.
Während der Trainingsschuh vor allem einen optimalen Tragekomfort bieten und je nach Untergrund auch unterschiedlich ausgestattet sein muss, ist dein Wettkampfschuh auf Leichtigkeit, Leistung und Dynamik hin optimiert – für Menschen, die jede Millisekunde weniger aus ihrer Gear herausholen wollen. Und wo der (leichtere) Marathonschuh sich deutlich schneller abnutzt, ist der (stabilere) Trainingsschuh darauf ausgelegt, lange Kilometer zurückzulegen, ohne dass vermeidbare Fehlbelastungen oder Überlastungen auftreten.
Achtung: Denk an deine Achillessehne!
- Achillessehnenfreundliche Schuhe im Training aber auch im Alltag sind Pflicht!
- Kortison an der Achillessehne lieber vermeiden.
Das Gewinner-Feature: Carbon
Der Gewinnerschuh aus 2022, Nikes Topmodell ”Air Zoom Alphafly Next% 2” ist ein Profischuh aus dem Bilderbuch: Wer seine körperliche Leistung ausgereizt hat, braucht solch einen Treter, um jeden Laufmeter zu optimieren.
Dieser Schuh, den Spitzensportler und mehrfacher Berlin-Marathongewinners Eliud Kipchoge 2022 auf dem Treppchen anhatte, hat mit den beiden markanten „Nike Air Zoom Pods“ so etwas wie Stoßdämpfer an der Sohle und mit den spoilerartig geformten Fersen die Schnittigkeit eines Rennautos vorzuweisen. Auch die Konstruktion der Mittelsäule, Pardon, der Mittelsohle zeigt sich mit ZoomX-Schaum und Carbonplatte leistungsoptimiert. Die Ferse wurde stärker stabilisiert, das luftdurchlässige Obermaterial wurde robuster und bietet so dem Vorderfuß mehr Halt.
Abb. von Medivid / Lizenz: CC BY-SA 4.0
Auch das Gewinnermodell aus 2021 lässt den Trend zum Carbon-Wettkampfschuh erkennen. Der sehr leichte, für Asphalt und gerne Triathlon optimierte Adidas Adizero Adios Pro 2. Extrem atmungsaktiv, mit hervorragendem Halt im Mittelfuß und darüber hinaus hohem Komfort trug dieses Modell den Top-Athleten Guye Adola als Ersten über die Ziellinie.
+++ Update Berlin-Marathon 2023 +++
Im ADIDAS ADIZERO ADIOS PRO EVO 1 lief Tigst Assefa bei den Frauen am 24. September 2023 in der Fabelzeit von 2:11:53 Stunden die Marathonstrecke von Berlin und unterbot den bisherigen Weltrekord um unglaubliche 2:11 Minuten.
Was macht den ADIZERO ADIOS PRO EVO 1 so besonders? Neben vielen anderen Details sicher das Gewicht. Der Carbon-Schuh wiegt minimalistische 138 g und damit noch einmal deutlich weniger als andere Wettkampfschuhe.
Und bei den Männern? Eliud Kipchoge gelang in der neuesten Version der Alphafly Next% Edition von Nike – dem Nike Alphafly Next% 3 – zwar keine neuer Weltrekord aber sage und schreibe der 5. Sieg beim Berlin-Marathon!
Doch auch wenn die Carbon-Laufschuhe derzeit so markant dominieren, begonnen hat die Entwicklung bereits in den 1990er Jahren.
Der Verbundstoff, aus dem die (Lauf)Träume sind
Auch wenn Adidas mit dem Gazelle Pro Plate (2001) die erste Marke war, die eine Mittelsohle mit einer Carbonplatte ausstattete, hatten in der Dekade zuvor schon Reebok und andere Hersteller mit dem Material experimentiert. Allerdings waren es damals die hohen Produktionskosten, die eine weitere Entwicklung uninteressant machten. Zudem waren deutlich weniger Menschen im semiprofessionellen Bereich unterwegs als es heute der Fall ist.
Erst vor einigen Jahren ist das Thema Carbon wieder aus der Vergessenheit aufgetaucht, und zwar dank Nike und deren Modell Vaporfly 4% (2017). Hier hatte man sich zum Ziel gesetzt, die 2-Stunden-Zeit in einem Marathon zu knacken. Es galt, exzellente Läufer noch schneller zu machen. Auch wenn Vaporfly 4% rein äußerlich nach einem damals typischen Wettkampfschuh aussah, zeichnete er sich durch eine extrem steife Mittelsohle aus, die mit einer Carbonplatte verstärkt war.
Spitzenläufer Eliud Kipchoge trug das neuartige Modell in Monza und … verfehlte die 2-Stunden-Marke um 26 Sekunden. Doch der Trend war geboren. (Kipchoge schaffte dann eine Zeit von 1:59:40 unter Laborbedingungen in Wien in 2019 mit dem Prototyp des Modells Alphafly Next%.)
Das Geheimnis: der Vortrieb
Seit jener Zeit ist der Siegeszug der Carbon-Wettkampfschuhe ungebrochen. Denn sie schaffen es, die Läuferinnen und Läufer wirklich messbar schneller zu machen. Das Geheimnis liegt in den physikalischen Eigenschaften des im elastischen Mittelsohlenmaterial eingelassenen Verbundstoffs.
Die brettharte Sohle verhindert nämlich beim Abrollen eine winzige Zehenbewegung. Das spart Muskelkraft. Zugleich wird die aufgewendete Energie (die ja nicht verschwinden kann) über das rückfedernde Mittelsohlenmaterial an den Laufenden zurückgegeben. Resultat: Weniger Kraftaufwand für die gleiche Vortrieb-Leistung und ein messbarer Leistungsgewinn.
Dieser ist vergleichsweise so hoch, dass die Hersteller derzeit nur eine einzige Carbonplatte verbauen dürfen, sollen ihre Schuhe zum Wettbewerb zugelassen werden können. Die Sohlen dürfen dabei eine bestimmte Stärke nicht übersteigen.
Denn, weil Physik für uns alle gilt, machen Carbon-Laufschuhe natürlich alle Lauffans schneller: unabhängig von Geschlecht, Laufstil oder Level.
Ist also der Carbon-Hype nun die Antwort auf jeden Lauftraum?
Leider nein. Es hat einen guten Grund, warum Carbonschuhe sich optimal für Wettkampfschuhe eignen.
Nicht ohne Risiko
Der Umstand, dass die Vorgängermodelle über flexible Laufsohlen verfügten, kommt auch nicht von ungefähr. Denn unflexible Schuhsohlen wirken sich negativ auf die Wadenmuskeln und die Achillessehne aus; das Verletzungsrisiko steigt deutlich.
Wer sich, von der Laufleistung der Topläuferinnen und Topläufer inspiriert, gerne ein Paar Carbonschuhe zulegen möchte, sollte sich zwingend ausführlich beraten lassen.
Bei vorhandenen Problemen mit der Wadenmuskulatur oder Achillessehnenbeschwerden sollten Laufbegeisterte von Carbon-Laufschuhen eher Abstand nehmen.
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